Ein interessantes Jahr ist für die Kryptoindustrie in Deutschland zu Ende gegangen. Obwohl die Blockchain-Technologie und Kryptowährungen im Land noch keine breite Akzeptanz gefunden haben, interessieren sich dank rechtlicher Klarheit immer mehr heimische Institutionen und Investoren für die Kryptowelt.
Hier blicken wir auf die wichtigsten Entwicklungen in der deutschen Blockchain- und Kryptowährungsbranche im Jahr 2021 zurück.
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Reform des Wertpapierrechts zur Einführung von Blockchain
Bei rechtlichen Herausforderungen nimmt der deutsche Gesetzgeber zunehmend eine Vorreiterrolle ein, und 2021 war da keine Ausnahme.
Seit Juni 2021 gilt das Gesetz über elektronische Wertpapiere (Gesetz über elektronische Wertpapiere) etablierte digitale Wertpapiere und schaffte bisher gesetzlich vorgeschriebene Dokumentationen von Wertpapieren ab.
Bereits im Dezember 2021 wurden die ersten E-Wertpapiere nach neuem Recht in Form von Inhaberschuldverschreibungen der DekaBank emittiert. Auch die stark wachsende Restaurantkette Beets & Roots aus Stuttgart hat kürzlich Beteiligungsrechte an der Blockchain über die Plattform Invesdor ausgegeben.
Ein weiterer Schritt zur Förderung der Blockchain ist die Einführung von Krypto-Wertpapieren. Diese werden auf einem meist auf Distributed-Ledger-Technologie basierenden Wertpapierregister emittiert und verwaltet und umfassen mittlerweile Fondsanteile. Die nun als Entwurf vorliegende neue Verordnung (Verordnung über Kryptofondsanteile) tritt 2022 in Kraft.
Das Fondsstandortgesetz (Fondsstandortgesetz) ist als Meilenstein für die Akzeptanz digitaler Assets ebenfalls zu nennen. Das im Juli 2021 verabschiedete Gesetz ermöglicht speziell auf den institutionellen Markt ausgerichteten Spezialfonds wie Pensionskassen und Versicherungen, bis zu 20 % ihres Fondsvolumens in Krypto-Assets zu investieren. Unter den großen deutschen Fondsanbietern hat beispielsweise Union Investment bereits erhebliches Kapital in Bitcoin (BTC) investiert.
Blockchain in der Finanzbranche
Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage sehen 59 % der deutschen Unternehmen Blockchain generell als eine wichtige Zukunftstechnologie, die noch stark unterschätzt wird. Vor allem Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern und/oder in der Finanzbranche untersuchen den Einsatz von Blockchain.
Immer mehr deutsche Finanzinstitute entwickeln Produkte und Plattformen für digitale Vermögenswerte. Bison, die Krypto-Trading-App der Börse Stuttgart, feiert bereits beachtliche Erfolge. Seit Anfang 2021 hat sich die Zahl der aktiven Nutzer von Bison auf rund 550.000 verdoppelt, während das Handelsvolumen bereits rund 6,3 Milliarden US-Dollar oder 5,6 Milliarden Euro erreicht.
Die Börsen konnten im Land expandieren. Der österreichische Krypto-Börsenbetreiber Bitpanda eröffnete 2021 seinen neuen Standort in Berlin. Coinbase – seit August offiziell regulierter Krypto-Verwahrer in Deutschland – baut sein Deutschland-Geschäft mit Hochdruck aus.
Auch die Banken werden nicht zurückgelassen. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser erweiterte ihr Leistungsangebot im Bereich Digital Assets, Sparkassen wollen den Kunden den Handel und die Anlage in wichtigen digitalen Währungen wie Bitcoin und Ether (ETH) direkt vom Girokonto aus anbieten.
Die Vorschriften werden strenger
Während die Einführung von Blockchain in Deutschland zunimmt, reagieren die Regulierungsbehörden auf unterschiedliche Weise, um den Risiken eines unregulierten Marktes zu begegnen.
Das Bundesfinanzministerium hat im Juli 2021 einen Verordnungsentwurf veröffentlicht, der große Auswirkungen auf die Branche haben könnte. Das Dokument betrifft die aktuelle Steuerbefreiung von Kryptoinvestments nach einer Haltedauer von einem Jahr. Konkret heißt es dort: „Die Veräußerungsfrist verlängert sich […] auf zehn Jahre, wenn Einheiten einer virtuellen Währung oder eines Tokens als Einnahmequelle verwendet werden und in mindestens einem Kalenderjahr daraus Einnahmen generiert wurden.“
Für Anleger mit deutschem Wohnsitz sind Investments in Token grundsätzlich aus steuerlicher Sicht interessant, da nach Ablauf der einjährigen Haltedauer keine Steuern mehr auf die Veräußerungsgewinne fällig werden. Dies wird nun geändert. Werden Token nicht nur gehalten, sondern für weitere Renditen verwendet, erhöht sich die Haltedauer auf 10 Jahre. Daher wird es für den einzelnen Anleger schwierig, den Token über das Kaufen und Halten hinaus zu verwenden, da der Meldeprozess enorm zeitaufwändig ist.
Mit dieser neuen Regelung verliert Deutschland viel an Wettbewerbsfähigkeit, hat aber auch Vorteile. Während der Anleger auf eine Steuerbefreiung für die eigentliche Investition wartet, kann er zusätzliche Renditen erwirtschaften. Doch nun greift das Bundesfinanzministerium ein und schlägt eine Änderung vor: Wer mit seinem Krypto-Vermögen beispielsweise durch Staking eine Zusatzrendite erwirtschaften möchte, verlängert automatisch die Haltedauer von einem auf zehn Jahre.
Auch die Anonymität von Kryptowährungen will die Bundesregierung regeln. Handelsplattformen wie Kryptobörsen sind künftig verpflichtet, Informationen von Absendern und Empfängern wie Namen, Adressen und Kontodaten zu erheben.
Zudem gilt künftig auch das Geldwäschegesetz für Kryptowährungen. Transaktionen mit Kryptowährungen müssen dann ab einem Wert von 1.120 $ oder 1.000 Euro zum Zeitpunkt des Schreibens offengelegt werden.
Fußball öffnet die Tür für NFTs
Die Begeisterung für nicht fungible Token (NFTs) explodierte 2021, als Museen, Auktionshäuser, einzelne Künstler und Bands 2021 Rekordsummen mit dem Verkauf von digitaler Kunst und Zertifikaten einnahmen.
Auch Fanzone, ein im Oktober 2020 gegründetes deutsches Start-up, das bereits Porsche als Investor gewinnen konnte, stieg 2021 in den NFT-Markt ein. Als offizieller Partner des Deutschen Fußball-Bundes bietet es Sammelkarten der Deutschen an Herren-, Damen- und U21-Nationalmannschaften.
Es gab auch einen florierenden NFT-Handel in der Kunstwelt. Der Musiker Fynn Kliemann veröffentlichte eine Sammlung von Musik-Jingles, während das deutsche Telekommunikationsunternehmen Deutsche Telekom und der deutsche Auslandssender Deutsche Welle zum ersten Mal NFT-Kunstwerke entwickelten.
Blockchain und NFTs haben darüber hinaus neuartige Geschäftsanwendungen in der Medienbranche gefunden. Im April 2021 gaben die deutschen Börsenbetreiber Deutsche Börse und Commerzbank eine Partnerschaft mit der Fintech 360X AG bekannt, um digitale Marktplätze und Ökosysteme für Kunst und Immobilien zu entwickeln. In ähnlicher Weise startete IOTA im Juli 2021 einen Marktplatz für NFTs auf Basis der Tangle-Technologie auf DevNet.
Auf dem Weg zum digitalen Euro
2021 war zweifelsohne das Jahr der Zentralbank-Digitalwährungen (CBDC) in Deutschland. Die Europäische Zentralbank hat eine zweijährige Testphase gestartet, um die mögliche Einführung eines digitalen Euro zu untersuchen, und Deutschland hat eine führende Rolle übernommen.
Die Deutsche Bundesbank, die Zentralbank des Landes, leitete eine Arbeitsgruppe deutscher Finanzinstitute, Unternehmen und Fintechs, um die Verwendung digitaler Zentralbankwährungen zu diskutieren.
Im März 2021 haben die Deutsche Bundesbank, die Deutsche Börse und die Bundesfinanzagentur gemeinsam mit mehreren internationalen Großbanken ein neues Verfahren zur Abwicklung digitaler Anleihekäufe getestet. Der Testlauf hat gezeigt, dass ein Brückenschlag zwischen traditionellen Zahlungssystemen und Blockchain-basierten Transaktionen möglich ist.
Die Blockchain-Industrie hofft auf 2022
Mit mehr rechtlicher Klarheit und Vertrauen können wir davon ausgehen, dass Blockchain-Innovationen und Anwendungsfälle auch 2022 in Deutschland auftauchen und sich weiterentwickeln werden. Wenn Marktteilnehmer, einschließlich der sogMittelstand,oder kleine und mittelständische Unternehmen sowie Familienunternehmen – das sind mehr als 99 % aller Unternehmen in Deutschland – bereit sind, sich der Technologie zu öffnen, hat Blockchain in Deutschland gute Chancen.
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